Zen Meditation in der Schmerztherapie

Added on by Sven Mahr | Zen Coaching.

Letzte Woche gab es einen interessanten Artikel mit dem Titel "Die heilende Kraft der Meditation" in der aktuellen Ausgabe 03/2018 des Magazins "Psychologie Heute". Der Artikel schildert sehr gut den aktuellen Stand der neurowissenschaftlichen Forschung zum Thema Meditation und Achtsamkeit. Einer ersten Punkte, der im Artikel angeführt wird, ist das Thema Schmerzempfinden von Zenmeditierenden und der Zusammenhang mit Schmerztherapie:

"Als besonders eindrucksvoll bewerten Davidson und Goleman eine Studie, in der das Schmerzempfinden von Zenmeditierenden getestet wurde. Im Vergleich zu anderen Probanden reagierten die Zenmeditierenden auf Schmerzreize wie auf neutrale Empfindungen. Eine mögliche Erklärung dafür: Im Gehirn steuern zwei unterschiedliche Areale das Schmerzempfinden. Eins ist für die körperliche Empfindung von Schmerz zuständig, das andere für die damit verbundenen Gefühle. Die Zenmeditierenden nahmen zwar die Schmerzsignale wahr, reagierten jedoch mit ihren Gefühlen und Gedanken weniger oder gar nicht darauf. „Sie schienen eine nicht wertende neutrale Strategie im Umgang mit Schmerz anzuwenden“, so Davidson.

Für Davidson eröffnen sich dadurch neue Wege für Schmerzpatienten, die meist mit suchterregenden Opiaten behandelt werden. Meditation könnte ein Ausweg aus dem Teufelskreislauf sein. Ein therapeutisches Mittel ohne unerwünschte Nebenwirkungen, das die Selbstwirksamkeit stärkt. Davidson konnte nachweisen, dass das Gehirn von Meditationserfahrenen unter Schmerz hochaktiv ist, davor und danach jedoch völlig entspannt. Bei Ungeübten hingegen feuert die sogenannte Schmerzmatrix bereits los, bevor das Schmerzsignal ankommt, und bleibt auch dann noch aktiv, wenn die körperliche Pein bereits lange abgeklungen ist. Meditation verändert also nicht den Schmerz an sich, sondern das Verhältnis zu ihm."

– Psychologie Heute, Die heilende Kraft der Meditation, Ausgabe 03/2018


Schmerz ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, ob wir das wollen oder nicht. Wir werden uns im Laufe unseres Lebens selber verletzen oder verletzt werden – physisch und psysisch. Wir werden alt, krank und am Ende sterben. Und wir werden sehr wahrscheinlich Menschen verlieren, die wir lieben – das ist schmerzhaft. Und wie gehen wir in unserer Gesellschaft damit um? Wir mögen es nicht – und wir tun alles Erdenkliche, um das bloss nicht an uns heranzulassen. Doch bedeutet Schmerz zwangsläufig Leiden?

Was ist Schmerz und was ist Leiden?

Unser Umgang mit Schmerz ist leider oft eine Geschichte der Verdrängung, Leugnung und Ablenkung. Doch was ist Schmerz eigentlich und warum nehmen wir oft diese negative und ablehnende Haltung gegenüber Schmerz ein? Denn es ist einzig diese negative und abwehrende Haltung gegenüber Schmerz, was uns Leiden verursacht und uns hindert zu heilen. "Schmerz ist einfach nur Schmerz, Leiden ist optional." hat mal ein Zen-Lehrer gesagt. Und es ist genau diese ernüchternde und befreiende Erkenntnis, die man mittels meditativer Einsicht erlangen kann.

Meditation in der Schmerztherapie kann daher Licht in dieses Dunkel bringen und dem Patienten zu wirklicher Eigenverantwortung und Selbsthilfe verhelfen.

Der einzige Weg hinaus, führt hinein.